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Rainer Pollmann

Rainer Pollmann

Was ist Kommunikations-Controlling? (#05)

In einem anderen BLOG-Beitrag ging es um Rationalitätssicherung.

Hand auf´s Herz:

Wie viele Entscheidungen werden in der Kommunikation aus dem Bauch heraus (und mit Erfahrung) und wie viele datenbasiert? Denn datenbasierte Entscheidungen folgen dem in dem Video der WHU so amüsant dargestellten Rationalitätsprinzip. Was gehört sonst noch zum Controlling? Ich will es am Beispiel „Sylvester“ beschreiben:

Ich möchte Controlling zunächst am Beispiel einer kleinen Geschichte erläutern, nämlich am Bespiele des Silvesterabends und einer Situation, die uns allen sehr vertraut ist…..

An Silvester ist der Abend der guten Vorsätze für das neue Jahr. In meiner Geschichte geht es darum, dass bei mir seit einiger Zeit die Einsicht gereift ist, ich müsse etwas für meine Figur tun. Nehmen wir außerdem an, meine Frau hat in der letzten Zeit Aufforderungen, die in diese Richtung zielen, gemacht. Was wird wohl mein guter Vorsatz an Silvester sein? Richtig: „Abnehmen!“

Ziel beschreiben

Damit dieser Vorsatz mehr ist als eine Absichtserklärung, muss ich das Vorhaben konkretisieren und es als ein messbares Ziel beschreiben:

„Bis zum 30. Juni des Folgejahres will ich einen Gewichtsverlust von mindestens 5 kg erreichen!“

Maßnahmen entwickeln

Das messbare Ziel allein reicht nicht aus. Ich benötige realistische Maßnahmen, mit denen ich dieses Ziel erreichen kann. Mit einem Personal-Trainer und Ernährungsberater arbeite ich einen Maßnahmenkatalog aus:

  • Sportliche Aktivitäten in realistischen Dosierungen, die sich in meinen Alltag integrieren lassen. Joggen einmal die Woche anfangs über eine Distanz von 2 km und dann nach einem Monat kontinuierlich auf eine Distanz von 5 km mit einem Intervall 3-mal die Woche steigern. Zusätzlich werde ich täglich nach dem Aufstehen 30 Minuten auf einem Rudergerät trainieren.
  • Ernährungsumstellung, die die sportlichen Aktivitäten und den Gewichtsverlust unterstützen. Dazu gehört der Verzicht auf die Aufnahme von Kohlehydraten am Abend, der Verzehr von mehr Gemüse, insbesondere Hülsenfrüchten, der Verzicht von Süßigkeiten und Alkohol unter der Woche. Als Belohnung ist am Wochenende der maximale Genuss von einer ½ Flasche Wein und einer ½ Tafel Schokolade geplant.
  • Messpunkte und Teilziele im Zeitraum bis zum 30.6. definieren, um frühzeitig gegensteuern zu können, falls das Gewicht nicht reduziert wird. Zum Beispiel:
  • Stufe 1 = Ende Januar    -1kg,
  • Stufe 2 = Ende Februar  -2kg usw.
  • Stufe 3 = Ende März       -3kg usw.
  • Dazu gehört auch der Einsatz weiterer Maßnahmen, falls die Teilziele nicht erreicht werden, wie z.B. der Wegfall der Belohnung am Wochenende, Rudern auch am Abend, usw.

In sechs Monaten müsste rechnerisch ein Verlust von 6kg möglich sein, aber für die Planung ist das Arbeiten mit Zukunftsbildern und Szenarien hilfreich:

  • Bis zum 30.6. gibt es im privaten Umfeld ein paar runde Geburtstage, bei denen mglw. die Ziele zur Aufnahme von Alkohol und Süßigkeiten nicht eingehalten werden können,
  • Erkrankungen und der Arbeitsanfall reduzieren mglw. die sportlichen Aktivitäten.
  • In den Zeitraum fallen die Pfingstferien und damit ein Familienurlaub. Hier lassen sich die Maßnahmen eventuell nicht so konsequent umsetzen.
  • …..

Damit ist das Ziel „Bis zum 30. Juni des Folgejahres will ich einen Gewichtsverlust von mindestens 5 kg erreichen!“ nicht zu ambitioniert formuliert und es bleibt eine „Reserve“ für Unvorhergesehenes!

Messverfahren festlegen

Als Messverfahren entscheide ich mich für eine monatliche Gewichtsmessung mit einer normalen Körperwaage. Die ermöglich es mir, das Gewicht exakt festzustellen.

Zusätzlich messe ich mit einem Maßband wöchentlich am Morgen meinen Bauch- und Hüftumfang.

Was ich mit diesen Verfahren leider nicht messen kann, ob sich die Gewichtsveränderung durch Fettverbrennung, Flüssigkeitsverlust, Ernährungsumstellung und Muskelaufbau ergibt. Theoretisch wäre das durch weiter Messverfahren möglich, aber sehr aufwändig, daher einfach messe ich nur die Gewichtsveränderung und akzeptiere die Ungenauigkeit.

Wenn ich meinen Gürtel enger oder weiter schließen muss, kann ich daran die Tendenz (Indikator) meiner Gewichtsveränderung erkennen. Ebenso daran, wie gut meine Kleidung noch sitzt.

Reporting

Zahlreiche Apps und Tools unterstützen mein Vorhaben, indem sie mein Gewicht monitoren. Viele liefern gleich ein Dashboard mit, im Internet werden zahlreiche Kennzahlen empfohlen. Ich entscheide mich für folgende:

  • Gewicht in kg
  • Der Body-Mass-Index (BMI) gilt als grobe Einschätzung, da beim Körpergewicht nicht zwischen Muskel- und Fettmasse unterscheiden wird, ein Bodybuilder also als übergewichtig gelten könnte. Außerdem sagt der BMI nichts über die Fettverteilung meines Körpers aus. Bauchfett kann ein gesundheitliches Risiko sein.
  • Das Taille-Hüft-Verhältnis (Waist to Hip Ratio = WHR) = Umfang Taille/Umfang Hüfte sollte bei Männern unter 1,0 liegen. Liegt man über diesem Wert, ist das Hinweis auf viel Bauchfett, welches ein gesundheitliches Risiko birgt.
  • Taille-Größe-Verhältnis (Waist to Height Ration = WHtR) = Taillenumfang / Körpergröße. Eine WHtR von über 0,5 ist kritisch und bedeutet ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit.

Wer ist an diesen Daten außer mir interessiert? Mein Personal-Trainer ist sehr an den Daten interessiert, ermöglichen sie es ihm doch, mein Training die Effizienz (optimale Durchführung der Maßnahmen) und die Effektivität (Auswahl der richtigen Maßnahmen) zu steigern. So sichert er die Rationalität in meinem Tun.

Ist meine Ehefrau an diesen Daten interessiert? Wohl kaum! Sie möchte gelegentlich in ein zwei Sätzen über meine Erfolge (Storytelling) informiert werden, bzw. erkennen können, das sich hervorstechende Körperregionen verändern.

Summary

Diese kleine Geschichte stellt die wichtigsten Prinzipien des Controllings dar:

  • Beschreiben Sie Ziele ausführlich(st!) in mindestens drei Sätzen. So versteht jeder in Ihrer Organisation, was mit diesem Ziel erreicht werden soll und es schafft auch für Sie in zeitlichem Abstand Klarheit!
  • Setzen Sie zur Beschreibung Ihrer Ziele das SMART-Verfahren ein!
  • Legen Sie mit der Zielbeschreibung eine Messmethode fest. Messen kostet Geld und eine (unnötige) Genauigkeit hilft oft nicht weiter! Indikatoren (Gürtel!) können helfen, wenn Sie denn tatsächlich die Realität widerspiegeln und mit dem Ziel verbunden werden können!
  • Überlegen Sie, welche Informationen Ihre Berichtsempfänger zur Steuerung wirklich benötigen oder welche Entscheidung sie herbeiführen möchten. In dem einen Fall besteht Ihr Reporting aus einem sehr kleinteiligen Dashboard, im anderen Fall aus Storytelling und fünf Sätzen (mglw. unterstützt durch ein Dashboard).
  • Ihr Reporting sollte empfängergerecht aufbereitet sein. Sollen Prozesse, Channels, Kampagnen optimiert werden, benötigen Sie mehr Details Berichten Sie an den CCO oder CEO, dann ist ein prägnanter Überblick (Storytelling) hilfreicher.
  • Vermeiden Sie unrealistische Methoden, Messgrößen und Ziele. Controller als interne Berater können dabei helfen.
  • Nicht jede Kennzahl, die in Büchern, in den Sozialen Medien empfohlen wird, ist hilfreich. Sie muss zum Ziel passen.
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